Zoologisches Museum

Vielfalt der Fauna hinter Glas: Das Zoologische Museum heute. (Bild: Michel van Grondel, UZH)

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Im Reich der wilden Tiere

Das Zoologische Museum betritt man durch den dritten Eingang des Hauptgebäudes an der heutigen Karl Schmid-Strasse 4. Es wurde am 19. Mai 1914 eingeweiht, einen Monat nach den allgemeinen Feierlichkeiten zum Universitätsneubau.

Eingangshalle

Stand man früher in der Eingangshalle des Zoologischen Museums, wurde man auf das Feingliedrige der Museumsarchitektur und ihrer Exponate durch die im hinteren, rechten Teil der Halle gelegene Museumstüre vorbereitet. Die Tür war in drei hochrechteckige, durch feine Holzleisten gegliederte Glasfelder mit einem mittigen, breiteren Türfeld unterteilt. Heute ist von dieser feingliedrigen Bauornamentik noch der rechts von der Museumstüre angelegte schmiedeeiserne Gitterabschluss zur Garderobe vorhanden.

Der vordere Teil der Eingangshalle wird durch die beiden Rundbogen geprägt, deren rechter zur Museumstüre führt, während der linke die Haupttreppe zu den oberen Geschossen des ehemaligen Biologischen und Zoologischen Instituts rahmt. Die gewölbte Eingangshalle selbst ist farblich herausgehoben durch die pompejanisch-rot bemalten Wandfelder, die durch weiss gestrichene Pfeiler voneinander abgesetzt werden.

In die Lünetten hatte 1914 Paul Bodmer (1886–1983) schwarzgrundige Medaillons gemalt. Zu sehen sind Katzenbilder, Aktdarstellungen und ein weiblicher Kopf, über die alle ein feines Netz von teils blühenden Pflanzenstengeln gelegt ist. Bemerkenswert ist ein sitzender Männerakt im Profil, bei dem ein Blatt das Auge, ein anderes die Nase abdeckt, so dass sein Kopf den Eindruck eines Totenschädels vermittelt. Bei diesen Malereien handelt es sich – abgesehen von den Blumenmotiven im Rondell und den nun wieder freigelegten Wandmalereien im erdgeschossigen Südgang des Kollegiengebäudes – um den einzigen Beitrag Bodmers aus der Anfangszeit von Mosers Universitätsneubau, der nach seiner Entstehung nicht gleich wieder überstrichen wurde.

Institutsleiter und Sammlungsdirektor Arnold Lang

Der Einfluss, den Arnold Lang (1855–1914) als Präsident der Baukommission des akademischen Senats auf Mosers Universität hatte, widerspiegelt sich auch in der Ausgestaltung des Zoologischen Museums. Auf seinen Vorschlag geht die Idee zurück, neben einem Kollegiengebäude ein derart grosses Biologisches Institut zu errichten. Zu Langs Gedenken wurde unmittelbar nach seinem Tod – er verstarb nur wenige Monate nach der Universitätseinweihung – bei Carl Burckhardt (1878–1923) eine Bronzebüste in Auftrag gegeben. Diese Büste, übrigens die einzig erhaltene Porträtbüste im Werk Burckhardts, stand nach 1916 im zweigeschossigen, von einer flachen Glasdecke abgeschlossenen Lichthof des Zoologischen Museums.

Arnold Lang konzipierte die Sammlungsaufstellung nach dem Vorbild des Phyletischen Museums in Jena, das 1907 durch Ernst Haeckel, bei dem Lang doktoriert hatte, begründet worden war. Weiter orientierte man sich an der «modernsten Museologie», wie sie in London, München und Berlin zur Anwendung gekommen war. Die Einrichtung der Zürcher Zoologischen Sammlung folgte der Idee eines Rundgangs: Nach der Museumstüre wurden die Besucher durch die den Lichthof umlaufenden Ketten und Wegleitungen nach links zuerst in einen längsgeteilten Seitensaal gelenkt, wo in Wandschränken auf die höchststehenden Wirbeltiere, die Primaten, die übrigen Tiergruppen folgten. Im Lichthof der Sammlung waren neben den grossen Skelettexponaten – erwähnenswert das Skelett des Mammuts aus Niederweningen (mit noch seitenverkehrt eingesetzten Stosszähnen), ein Elefant, ein irischer Riesenhirsch und eine Giraffe – in Glasschränken Moschusochsen und Wisente ausgestellt. In der nordwestlichen Ecke des Lichthofs gelangte man in den stadtseitigen Saal, wo u. a. Vögel, Reptilien und Fische präsentiert waren. Im südwestlichen Saal traf man auf eine Sammlung schweizerischer Tierarten.

Über die Treppe am Südende des Museums erreichte man das Obergeschoss und die den glasbedeckten Lichthof umlaufende Galerie. Die grau, ocker- und eierschalenfarben bemalte Galerienbrüstung war in abwechselnd hochrechteckig schmale und annähernd quadratische Wandfelder mit in regelmässigen Abständen wiederkehrenden eingeschriebenen Ovalen gegliedert. Hier waren in Wandschränken und liegenden Vitrinen die wirbellosen Tiere ausgestellt, an der Süd- und Westseite die Korallensammlung, die der Winterthurer Färbereifabrikant Carl Weber-Sulzer 1909 der Universität Zürich geschenkt hatte (seit 1959 grösstenteils im Naturmuseum Winterthur).

Lichthofeinbau von Ernst Gisel

Karl Mosers Museumsarchitektur mit ihrem Lichthof wurde für die Möglichkeit gepriesen, die «Beleuchtungsverhältnisse für alle Teile der Sammlung» gut zu nutzen. Heute sucht man im Zoologischen Museum vergeblich einen Lichthof. Ernst Gisel (* 1922) hat zwischen 1984 und 1991 einen grossen Hörsaal (KO2-F-180) eingebaut, sowie darüber zusätzliche Obergeschosse für Bibliothek und Arbeitsräume des Historischen Seminars geschaffen. Dominiert wird der ehemalige Lichthof nun von einer Eisenbetonkonstruktion und den vier nach oben pyramidal zulaufenden Pfeilern, zwischen denen Gisel sein «Haus im Haus» eingehängt hat. Durch den Einbau fiel das ehemalige Glasdach weg, das den Lichthof des Zoologischen Museums überdeckt hatte, und mit ihm der Jugendstil-Kugelleuchter. Als Deckengestaltung hängt unter dem schwebenden Hörsaalboden die Installation Raumsegel von Martin Schwarz (* 1946), die an das System erinnert, das im früheren Lichthof als «Sonnenstoren» eingesetzt wurde.

So gelangen Sie zur nächsten Station

Die nächste – und letzte – Station (22) hat die Nordfassade des Hauptgebäudes zum Thema. Um dorthin zu gelangen, treten Sie durch das Portal wieder ins Freie. Die Markierung der Station befindet sich an einer der Vitrinen auf dem Vorplatz des Zoologischen Museums. Vis-à-vis sehen Sie den Südflügel des ETH-Gebäudes, wo die Universität Zürich vor der Errichtung des Hauptgebäudes einquartiert war.