Eingangshalle West

Die in zwei gestaffelte Raumhälften geteilte Eingangshalle West. Die Lunetten-Bilder stammen von Reinhold Kündig (1914). In der Bildmitte ein Abguss der Statue des Zeus-Ammon aus Pergamon, daneben (im Bild nicht sichtbar) der Asklepios aus Frascati. (Bild: gta Archiv, ETH Zürich)

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Zweigeteilter Raum

Die Eingangshalle beim westlichen Haupteingang des Kollegiengebäudes ist durch Abstufung in zwei von Kreuzgratgewölben überdeckte Raumhälften unterteilt. In den unteren Teil gelangt man von der Künstlergasse her kommend durch einen Windfang. Vom oberen, dunkleren Teil führen rechts zwei Türen in den Lichthof, durch das Treppenhaus gelangt man in die Obergeschosse. Das Besondere an Karl Mosers Raumlösung dieser Eingangshalle lässt sich über den Vergleich mit dem entsprechenden Vestibül von Gottfried Sempers Polytechnikum verdeutlichen.

Vergleich mit Sempers Polytechnikum

Sempers Vestibül ist, wie bei Moser, in eine Eingangs- und eine atriumartige Treppenhaushalle unterteilt. Doch wo bei Semper der Raum durch die Komplexität barocker Durchblicke charakterisiert wird, erscheint er bei Moser «offener» gestaltet. Anders als bei Semper ist Mosers Eingangshalle (unterer Bereich) stützenlos. Ist bei Semper durch das Triumphbogenmotiv die Mitte betont, gestaltet Moser den Eingangsbereich als weite, dreiachsige Halle. Diese wird gestützt von je einem Paar hintereinander gekoppelter, durch ein romanisierendes Doppelkapitell verbundener Säulen links und rechts der Treppe, während die beiden flankierenden Durchblicke durch schmiedeeiserne Brüstungsgitter abgegrenzt sind.

Bei Moser erscheint die Bauornamentik reduzierter als bei Semper. Doch auch Moser hat die Wände seiner Eingangshalle differenziert geschichtet. Sie sind in flache, pompejanisch-rot ausgemalte Nischen gegliedert, die sich durch mehrstufige Rahmungen von den weissen Gewölbepilastern absetzen. Unter den Nischenrundbögen sind in der ganzen Halle Lünetten – ebenfalls mehrstufig gerahmt – platziert, wie sie vergleichbar in Sempers Vestibül vorkommen.

Bauschmuck

Mosers elf Lünetten hat Reinhold Kündig (1888–1984) mit Bildern ausgemalt, die u. a. die beiden lebenswichtigen Elemente Wasser und Erde thematisieren. Ein blühender kleiner Baum vor einem Regenbogen, Ähren, über die ein Drache fliegt sowie ein Pfauenpaar kommen vor – so, als ob die Lünetten auf die paradiesische Weinernte in Kündigs Apsis-Bemalung im Foyer West vorbereiten wollten. Man konnte vom unteren Teil der Eingangshalle durch die beiden mit floralem Muster ornamentierten schmiedeeisernen Gitter einen ersten Blick auf diese heute nicht mehr vorhandene Bemalung erhaschen.

Wie heute noch flankierten bereits 1914 zwei Gipsabgüsse antiker Statuen die Säulenpaare neben der Treppe: links der Asklepios aus Frascati, rechts Zeus-Ammon aus Pergamon. Später kam rechts in der Treppenhaushalle eine Marmorkopie der Niobide aus den «Gärten des Sallust» in Rom hinzu. Sie war 1918 ein Geschenk des in Mailand ansässigen Schweizer Verlegers Ulrico Hoepli und zuerst in dem als «Göttergarten» bezeichneten grossen Ausstellungssaal im Lichthof aufgestellt. In der Eingangshalle befinden sich noch zwei der ursprünglichen zylindrischen Pendelleuchten aus poliertem Messing mit Milchglaselementen. So kontrastieren da noch heute die «Erdverbundenheit» der antiken Statuen mit den «lichten» Errungenschaften moderner Technik und Gestaltung.

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