Zur Mensa

Die Apsis an der Stirnseite des hellen, langgezogenen Foyer West, das einer spätrömischen Basilika nachempfunden ist. (Bild: Frank Brüderli, UZH)

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Ursprünglich ein Ausstellungssaal

Verlässt man den Lichthof durch seinen südlichen Eingang, gelangt man in eine kleine Halle vor dem neuen viertürigen Eingang des Kollegiengebäudes an der Doktor-Faust-Gasse. 1914 befanden sich an dieser Stelle keine Türen, der Raum bildete als «Römersaal» einen Teil der Archäologischen Sammlung.

Wie damals schon führt der heutige Durchgangsraum westseitig über eine Treppe in den auf Gartenhöhe gelegenen Saal hinab, der heute als Foyer West bezeichnet wird.

Ursprünglich wurde dieser Raum mit Charakter einer spätrömischen Basilika als kleiner Ausstellungssaal für einen weiteren Teil der Archäologischen Sammlung genutzt, wobei der räumliche Bezug zur Antike mit den Sammlungsobjekten perfekt korrespondierte. Nach dem Auszug der Archäologischen Sammlung in den 1950er Jahren belegte sodann das Sozialökonomische Seminar längere Zeit das Foyer West. In den Jahren 2001 bis 2002 wurde hier ein neuer Zugang zur Mensa geschaffen, der zugleich den unterirdischen, neben der Mensa gelegenen neuen Hörsaal erschliesst, den das Architekturbüro von Annette Gigon (*1959) und Mike Guyer (*1958) gebaut hat.

Erweiterung von Gigon/Guyer

Der Hörsaaleinbau und die Neugestaltung des Foyers waren zugleich ein «Kunst-am-Bau-Projekt»: Gigon/Guyer entwickelten mit dem Künstler Adrian Schiess (* 1959) ein Material- und Farbkonzept, das auch in die Wiederherstellung der ursprünglichen Raumverhältnisse des ehemaligen Sammlungsraums einfloss. Hier wurde die Farbigkeit der Wände rekonstruiert, sie sind nun bis zu den Kreuzbogen in Lindgrün gefasst. Die roten Verkleidungen zwischen den tief in den Raum ausgreifenden Wandpfeilern funktionieren als Wegweiser zum ebenfalls rot ausgemalten Halbkuppelraum, vor dem die Treppe zu Mensa und Hörsaal hinabführt. Dank den hinter den Verkleidungen gelegenen Fenstern strahlt das Rot in die Gewölbebögen ab und taucht den Raum in ein komplementärfarbiges Lichtspiel.

Steigt man jedoch über eine der beiden doppelläufigen Treppen in den unterirdischen Hörsaal mit 500 Plätzen hinab, überrascht die im Foyer West und auf der Aussenterrasse nur zart angedeutete Farbigkeit im Innern mit ungeahnter Intensität. Sämtliche Wand- und Deckplatten sind entweder in Rosa, Blau oder Graugrün lackiert, und die grasgrünen Stühle und Tische spiegeln sich in den hochglänzenden Oberflächen. Die von Schiess gewählte Farbpalette nimmt auch hier ausdrücklich Bezug auf Karl Mosers Polychromie.

Ausgeschmückter Apsisbogen

Das Zusammenwirken verschiedener Künste, wie es Gigon/Guyer realisiert haben, war schon bei Karl Moser Teil des Konzeptes. Die Apsis, die nebst dem Kreuzgewölbe entscheidend zum basilikalen Charakter des als Ausstellungsort der Antikensammlung genutzten Foyers beitrug, war anfänglich mit Malereien von Reinhold Kündig (1888–1984) geschmückt. Der untere Teil der Apsis war durch vertikale Prismenbänder gegliedert, über dem Apsisgesims setzte mittig ein helles Halbrund an, von dem Streifen ausstrahlten, die sich beim Apsisbogen in Voluten drehten. Die so dargestellte aufgehende Sonne überstrahlte Szenen der Weinernte und tanzende Frauenakte: eine Art Paradies. Man muss unwillkürlich an Ausmalungen christlicher Kirchen denken. Die antikisierende Basilika-Apsis wurde zum Chorraum, der Antikensaal zum christlichen Sakralraum.

Für die Akzeptanz des Werkes war es sicher nicht förderlich, dass Kündig Mitglied des avantgardistischen «Modernen Bunds» war. Der damalige Archäologieprofessor Hugo Blümner, zuständig für die Sammlung, beantragte ihre Überstreichung. Er hätte sich eine Ausmalung im griechischen Vasenstil gewünscht.

Kleiner Sammlungssaal

Die Exponate in diesem Saal waren mehr oder weniger nach Perioden und Schulen angeordnet. Die Halle endete in der Apsis mit der griechischen und römischen Klassik.

Der Weg zurück führte chronologisch absteigend bis nach Ägypten. Unterwegs begegnete man in der zweitletzten rechtsseitigen Nische einer Nachbildung des Löwentors von Mykene. Schliesslich stand man vor einem grossen Lünettenbild (1915) über den beiden von schmiedeeisernen Gittern geschützten Durchblicken in die Eingangshalle an der Künstlergasse. Das Gemälde war eine freie Komposition nach altägyptischen Vorbildern. Wo damals zwischen den Gittern ein Abguss der Sitzfigur von König Chephren aufgestellt war, steht heute der Gipsabguss des Kouros von Samos, einer rund fünf Meter hohen Statue aus der griechischen Archaik, die 2008 anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums der Universität Zürich dort platziert wurde. Zu ihm hätte nun wieder die «archaische» Malerei Kündigs in der gegenüberliegenden Apsis gepasst.

So gelangen Sie zur nächsten Station

Die nächste Station (16) befindet sich in der Eingangshalle West. Sie gelangen dorthin, in dem Sie das Foyer West in seiner ganzen Länge durchschreiten, dann bei der grossen Statue des Kouros von Samos rechts einige Stufen zum Lichthof hinaufgehen und den Lichthof dann links gleich wieder verlassen.