Blick zur Haupttreppe

Lichthof mit der Halbrotunde des Haupttreppenhauses. (Bild: UZH)

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Aussenraum im Innenraum

Das von diesem Standort aus gut sichtbare Halbrund des Haupttreppenhauses antwortet dem Halbrund des Eingangsrisalits an der Rämistrasse. Der Aussenraum spiegelt sich im Innenraum.

Diese Raumdurchdringung zwischen Innen und Aussen zeigt sich auch an den Kolossalpfeilern des Lichthofs, die leicht über die zwischen ihnen liegenden Felder hinausragen; sie wiederholen das Pfeilersystem, das die Aussenwände gliedert. Der überdachte Lichthof ist also zugleich als Aussenraum charakterisiert.

Ähnlichkeiten mit Schlosstreppe

Es gibt Ähnlichkeiten zu anderen Treppenhäusern. Von Interesse ist eines ganz in der Nähe von Curjel & Mosers damaligem Karlsruher Büro: das des barocken Schlosses Bruchsal im Bezirk Karlsruhe. Dort führt ebenfalls eine zweiläufige Haupttreppe nach oben, wo Balustraden das Ende der Treppe abschliessen. Die Perspektiven, die sich einem dort bieten, erinnern an jene des Universitätstreppenhauses. Doch wo sich beim Schloss Bruchsal zwei Treppenläufe im Oval ins erste Obergeschoss winden, setzt Moser zur Erschliessung eines zweiten Obergeschosses zwei Treppeneinheiten aufeinander, die je aus einem einläufigen Arm im Antritt und einem zweiten, zweiläufigen Arm, der sich beim Zwischenpodest umwendet, besteht.

Vergleich mit der Pariser Oper

Diese Treppenlösung verdeutlicht auch den Unterschied zu einem der grandiosesten Treppenhäuser des 19. Jahrhunderts, jenem der Neuen Oper in Paris. Wenn Moser sich davon inspirieren liesst, dann nicht an deren offener Treppe, sondern vielmehr an den kolossalen Säulen mit Bogenstellungen und abschliessender Galerie, die geglättet im Wandaufriss des Universitätslichthofs wiederkehren.

Brüstung

Das Haupttreppenhaus wird oben von einer Brüstung abgeschlossen, deren Geländer von Postamenten statt von Balustern gestützt werden. Man könnte dieses aussergewöhnliche Architekturelement als Abschluss der Pfeiler verstehen, die das Treppenhaus umlaufen. Doch diese Pfeiler sind in sich schon abgeschlossen, sie gehen in die Rundbogen des ersten Zwischenpodests über.

Die Form der Geländerstützen ist vor allem durch die Absicht bedingt, die Treppenhaushalbrotunde an die Brüstungshöhe des zweiten Obergeschosses anzugleichen. Sie sind ein Aufsatz. Doch dem Eindruck reiner Behelfsmässigkeit hat Moser durch verschiedene mögliche Querbezüge abgeholfen.

Himmelskörper

Die Treppenhausaufsätze sind mit acht Himmelskörper-Reliefs geschmückt, die vermutlich von Wilhelm Schwerzmann (1877-1966) geschaffen wurden. Würde man von der Aula aus im Gegenuhrzeigersinn um den Lichthof herumgehen, wären nacheinander zu erkennen: Uranus (♅), Erde (♁), Jupiter (♃), Venus (♀), Merkur (☿), Sonne (☉), Neptun (♆), Saturn (♄).

Es fehlen die Zeichen für Mars (♂) und Pluto (♇) – vielleicht, weil die entsprechenden antiken Götter Krieg und Tod repräsentieren.

Doch wieso ist die Sonne hier in die Planeten eingereiht, als wäre das heliozentrische Weltbild nicht mehr gültig? Offensichtlich umkreisen die Planeten anstatt der Sonne mit ihr selbst das Haupttreppenhaus: Es erweist sich als Fixstern, von dem das Kollegiengebäude ausstrahlt.

So gelangen Sie zur nächsten Station

Thema der nächsten Station (7) ist das Glasdach über dem Lichthof. Um zu dieser Station zu gelangen, gehen Sie einige Schritte weiter bis zum Treppenhaus. Steigen Sie hier eine Etage höher und treten Sie linker Hand ans Fenster.