Haupteingang

Zwei Steinfiguren – ein Mann und eine Frau – bewachen den Zugang zum Hauptgebäude. Die beiden sitzenden Monumentalakte stammen von Paul Osswald (1883–1953). (Bild: UZH)

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Repräsentative Eingangsfront

Der Haupteingang der Universität Zürich an der Rämistrasse ist den neuen Quartieren zugewandt, die um 1900 am Hang des Zürichbergs entstanden. Man wird mit anspielungsreicher Repräsentationsarchitektur empfangen. Eine grosse, in der Hauptachse gelegene Halbrotunde mit Glockendach dominiert die Eingangsfront. Erst auf den zweiten Blick erkennt man rechts vom Haupttrakt zurückversetzt einen weiteren Flügel – das einstige Biologische Institut mit Zoologischem Museum. Ebenfalls aus der Achse verschoben guckt der Turmhelm des gesamten Baus über die Firsthöhe des Kollegiengebäudes hinaus.

Halbrotunde

Halbrotunden tauchen in der Architekturgeschichte in verschiedenen Funktionen auf: ohne Eingangsfunktion in spätrömischer Zeit in Basiliken und Thermen, später als Chorapsis der christlichen Kirchen und dann mit Eingangsfunktion vor allem an barocker Schloss- und Klosterkirchenarchitektur, wie etwa im Falle der Klosterkirche St. Gallen.

Karl Moser hat den von ihm entworfenen Badischen Bahnhof in Basel (1910–13) mit einer Halbrotunde versehen, die jener der UZH verblüffend ähnelt. Dort war sie als Restaurant-Vorbau konzipiert. Hier an der Universität ist sie Eingangspartie und beherbergt zugleich den bedeutendsten Raum des Hauptgebäudes: Die hohen Fenster im zweiten Obergeschoss markieren die Aula, darunter liegt das Auditorium maximum.

Baugeschichtliches

Die Halbrotunde hatte in der Eingabe zum Universitätswettbewerb von 1908 noch gefehlt und kam erst mit dem Bauprojekt von 1910 hinzu. Sie entstand damit parallel zur Halbrotunde des preisgekrönten Entwurfs Gustav Gulls beim Wettbewerb zu Um- und Neubauten für das Eidgenössische Polytechnikum von 1909 – Karl Moser war Mitglied der Jury. Der Vergleich der beiden halbzylindrischen Eingangsbauten verdeutlicht Mosers Distanzierung von den Formen des Polytechnikums. Bei Gull ist der Rundbau von Mauern und dem kolossalen Säulenumgang geprägt. Bei Moser ist die Fassade in Fenster aufgelöst. Man sprach damals von der «mauerlosen Architektur der Neuzeit».

Fassadendetails

Mosers Loslösung von der Neorenaissance des 19. Jahrhunderts zeigt sich auch im Detail. Beispielsweise die kannelierten, also vertikal gerippten Pfeiler der Rotunde: Sie wurden nicht bis ans Dach hinaufgeführt, sondern enden mitten im Wandaufbau – knapp unterhalb der Zone, wo die sieben Rundbögen der Fenster ansetzen. Sie verweisen weniger auf die tragende Funktion von Pfeilern, sondern wirken eher als allgemeinere Zeichen, als wollte der Architekt uns damit mitteilen: Seht her, das Gebäude ist zwar wie ein Tempel geschmückt, es ist aber kein historischer Bau, es ist ein Lehrgebäude. Hier könnt ihr von der Vergangenheit unserer Kultur für die heutige moderne Zeit lernen.

Auch an den Flügeln der Hauptfront ist das Thema des Pfeilers zeichenhaft variiert. Normalerweise wird einer Säule oder einem Pilaster (das ist ein Pfeiler, der aus der Wand hervortritt) ein Kapitell aufgesetzt, wie es bei Mosers Pilastern mit den eingelegten Platten unter schmalen Wülsten angedeutet ist. Bei Mosers Fassade wurde das Kapitell jedoch über die Pilasterbreite hinaus in die Länge gezogen, so dass es über den Fenstern jeweils mit dem nächsten Kapitell zusammenstösst. Es kann so als eine Art Schlussstein gelesen werden – wobei Schlusssteine traditionellerweise nur bei Rundbögen vorkommen.

Mit der Pfeilerfassade der Flügel führt der Architekt traditionelle architektonische Themen wie das Verhältnis von Stütze und Last vor. Besonders im beginnenden Zeitalter des Betons – das Hauptgebäude ist in wesentlichen Teilen in Beton gegossen – sind solche Fragen besonders aktuell geworden. Jetzt wurden enorme Spannweiten und Rasterfassaden mit ganz neuen architektonischen Lösungen möglich, mit denen auch das klassische Stilrepertoire in Frage gestellt wurde. Gerade das Büro Curjel & Moser war in jenen Jahren mit der Entwicklung innovativer Fassadentypen für Geschäftshaus- und Fabrikbauten beschäftigt.

Bauschmuck

Zurück zu inhaltlichen Aspekten einer Universität: Die sitzenden Monumentalakte eines Mannes und einer Frau von Paul Osswald (1883–1953) als Abschluss der Balustrade gegen die Rämistrasse wie auch Osswalds Relief-Triptychon Die Menschheit empfängt den göttlichen Funken der Erkenntnis (1913) über dem Haupteingang deuten den Gedanken einer gesamtheitlichen Bildung an. Im Zusammenspiel mit den monumentalen Palmetten-Kandelabern weisen die «Lichtbringer» der Reliefs zudem auf den aufklärerischen Aspekt des Lichts und gleichzeitig auf den zentralen architektonischen Höhepunkt des Hauses, nämlich den Lichthof. So wird dem Hauptgebäude der Universität selbst eine gewisse Funktion hinsichtlich wissenschaftlicher und kultureller Erkenntnisleistung übertragen und der Architektur ein entscheidender Anteil an einer universalen Bildung zugewiesen.

So gelangen Sie zur nächsten Station

Die nächste Station (2) befindet sich in der Eingangshalle Ost. Betreten Sie das Hauptgebäude der UZH durch das Eingangsportal vor Ihnen. Die Markierung der Station 2 befindet sich direkt am Informationsschalter.