Nike von Samothrake

Gipsabguss der Nike von Samothrake im Lichthof. Das Original des Gipsabgusses befindet sich im Louvre. (Bild: UZH)

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Parthenonfries und Pergamonaltar

Nachdem die Feierlichkeiten zur Universitätseinweihung 1914 zu Ende gegangen waren, wurde im Lichthof die Gipsabguss-Sammlung des Archäologischen Instituts eingerichtet. Betrat man damals den Lichthof von seinem nordwestlichen Eingang, so stach aus dem sogenannten Göttergarten die kolossale Nike von Samothrake heraus, die – ein wenig unsicher in der einzuschlagenden Richtung – dem Besucher entgegenzustürmen schien. Im Hintergrund, an der südlichen Lichthofwand, befanden sich damals schon – wie noch heute – die Abgüsse der Metopen vom Parthenonfries aus dem British Museum und dem Louvre angebracht, rechterhand die Zeus- und Athena-Gruppe des Berliner Pergamonaltars.

Die Archäologische Sammlung

Bevor die Gipsabguss-Sammlung in den Universitätslichthof kam, war sie ab 1865 in der zentralen Durchgangshalle des benachbarten Eidgenössischen Polytechnikums untergebracht – zusammengesetzt aus Beständen teils der ETH, teils der Universität, die damals im dortigen Südflügel beherbergt war. Die Nike, deren Original 1863 vielfach zerbrochen ausgegraben worden war und sich seit 1879 im Louvre befindet, steht nun gleichsam für die seither wiederholt neu geordnete Abguss-Sammlung. Die Sammlungspräsentation hatte (wie das sie überwölbende Glasdach im Palais des Études) die Pariser École des Beaux-Arts zum Vorbild, wo Karl Moser 1883/84 studierte. Nachdem die Nike sich ab 1914 den von der Stadtseite in den Lichthof eintretenden Besuchern zugewandt hatte, steht sie seit der Jahrhundertfeier der Universität 1933 an ihrem jetzigen Platz vor dem Halbrund des Haupttreppenhauses. Ziel war damals, ihre Platzierung der monumentalen Inszenierung des Originals im Louvre anzugleichen: Der Sockel wurde erhöht, die Basis der Statue zu-geschnitten und übereck gestellt, die Nike so nach vorn gerichtet. Auch die anderen Abgüsse wurden neu geordnet.

Umnutzung des Lichthofs

Wurde die Archäologische Sammlung früher nur für spezielle Anlässe wie etwa die Jahrhundertfeier 1933 vorübergehend geräumt, änderte sich dies nach 1950 durch den Beschluss der Universität, den Lichthof als Festsaal herzurichten. So wurden – der schlechten Akustik zum Trotz – ab 1951 regel-mässig der Dies Academicus und andere Feierlichkeiten im Lichthof begangen. Die meisten Sammlungsobjekte fanden 1954, nach dem Umzug des Archäologischen Instituts und des Kunsthistorischen Seminars in die ehemalige Augenklinik an der Rämistrasse 73, ebenda ihren Platz.

1972 gelangten bis auf die Nike auch die restlichen Statuen ins jetzige Archäologische Museum. Mit dem Auszug der Archäologischen Sammlung wurde der Lichthof zu einem multifunktionalen Begegnungsort umgenutzt: Er wird noch heute als zusätzlicher Aufenthalts- und Essraum geschätzt, und es finden weiterhin Ausstellungen und Apéros statt. Konferenzen und raumfüllende Festanlässe gibt es allerdings schon länger nicht mehr.

Schauplatz von Protesten

Der Lichthof hat seither vieles gesehen: Mit einem aufgeschütteten Sandhaufen protestierten die Studierenden 1980 gegen Erziehungsdirektor Gilgen, von dem sie sich als Kindergärtner behandelt fühlten. Und im Rahmen der «Antikapitalistischen und antifaschistischen Informationswoche» vom Juli 1971, die zur vorübergehenden Schliessung der Universität führte, blickte für kurze Zeit die versammelte kommunistische Elite (Mao, Lenin, Marx und Engels) über den Lichthof und auf die Nike herab, die verloren aber standhaft zwischen den bewegten Studierenden verharrte.

So gelangen Sie zur nächsten Station

Die nächste Station (14) ist die unübersehbare blaue Chaiselongue von Pipilotti Rist. Sie befindet sich ebenfalls im Lichthof in Sichtweite der Nike-Skulptur.