Ehemaliges Rektoratszimmer

Eingang zum ehemaligen Rektoratszimmer. (Bild von 1914, gta Archiv, ETH Zürich)

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Sogenannte «bessere» Zimmer

Rektoratszimmer, Dozentenzimmer (vormals Fakultätszimmer) und Senatszimmer gehören neben der Aula zu den Repräsentationsräumen und damit zu den «besseren» Zimmern der Universität. Entsprechend aufwendig wurden sie gestaltet und eingerichtet. Die von Moser entworfenen Möbel und Leuchten – notabene von Anfang an elektrisch – verleihen diesen Zimmern noch heute eine edle Note.

Rektoratszimmer

Der reichste Türschmuck findet sich beim Rektorat. Gestaltet wurde das barockisierende Portal vom Bildhauer Otto Kappeler (1884–1949). Zuoberst im Reliefmedaillon thront ganz klassisch Athene, die Göttin der Weisheit und Schutzpatronin der Schulen, typischerweise flankiert von ihren «Weisheitsvögeln» (Eulen). Die Türrahmung zeigt weibliche Personifikationen der damaligen Fakultäten: Von oben nach unten, links Mathematik und Naturwissenschaften (Philosophische Fakultät II, heute MNF), Philosophie (Philosophische Fakultät I, heute PhF), Veterinärmedizin, rechts Staatswissenschaften, Theologie und (Human-) Medizin. Das Zimmer des Rektors wurde mit zweifarbigem Parkettboden (Sockeltäfer in gebeiztem Nussbaum, mit Bandeinlagen in Buchenholz und Buckelleisten in schwarz gebeiztem Birnenholz) ausgestattet, die Wände mit einer goldfarbenen Damasttapete mit floralem Muster bespannt und die Stuckdecke teilvergoldet.

Fakultätszimmer (heute Dozentenzimmer)

Lassen Sie Blick vom Rektoratszimmer aus den Gang entlang wandern. Sie erkennen dann an dessen Stirnseite den Eingang zum ehemaligen Fakultätszimmer (KOL-E-11). Wie beim Rektoratszimmer stammt der Türschmuck des Fakultätszimmers (heute Dozentenzimmer) von Otto Kappeler (1884–1949). Die Türrahmung ist mit einem flachen, blumenartigen Relief geschmückt. Das Medaillon oberhalb der Türe zeigt einen knienden, athletischen Männerakt. Das Innere des Fakultätszimmers ist bis unter einen breiten, mattrot grundierten, mit olivgrünen Höhungen versehenen Stuckfries mit dunkel gebeiztem Eichenholz und schwarz lackierten Kehlleisten vertäfelt. Eine Kassettendecke mit Stuckrosetten in den rechteckigen Feldern – in denselben Farben wie der Fries – verleiht dem Raum zusätzlich Würde. Die Gesamteindruck des Fakultätszimmers ist bis heute erhalten geblieben. Die Einrichtung ist weitgehend original (Wände, Decke, Moser-Möbel), bei den Lampen handelt es sich um Repliken.

Ursprünglich war dieses Eckzimmer als Senatszimmer geplant, gewesen und dafür auch ein Wettbewerb zur künstlerischen Ausschmückung durchgeführt worden. Das erstprämierte Werk des Zürchers Hermann Huber (1888–1967) fand schliesslich – leicht abgeändert – als Triptychon „Lehren und Lernen“ vor dem Auditorium Maximum (KOL-F-101) seinen definitiven Platz. Der als Fakultätszimmer geplante Raum gleich nebenan wurde noch im Frühjahr 1914 durch Zusammenlegen mit dem benachbarten Raum zum Senatszimmer vergrössert und umgestaltet.

Senatszimmer

Diese relativ kurzfristige Zusammenlegung der zwei Räume erklärt die beiden eher schmucklosen Türen des Senatszimmers. Die Wände sind ganzflächig mit Eschenholz bis unter die weisse Felderdecke vertäfelt. Der Raum wird dominiert vom Wandgemäldezyklus Heinrich Altherrs (1878–1947). Seine fünf Leinwandgemälde zeigen Szenen aus der griechischen Mythologie, die er als «ewige Symbole für das menschliche Dasein» betrachtete. An der Nordwand Niobe sowie Orpheus und die Mänaden, an der Südwand Laokoon und Ikarus. Die Längswand zwischen den beiden Türen nimmt Das Dionysische ein. In expressionistischer Malweise wird der Tragik zweier apollinischer Figuren (Orpheus als Musiker und Laokoon als Priester) sowie des Übermuts von Niobe und Ikarus das dionysisch Festliche gegenübergestellt.

Altherr begann im Sommer 1913 die vier kleineren Tragödienbilder als Direktauftrag Karl Mosers zu malen. Nach der Erweiterung des Zimmers kam das fünfte Bild mit der Festthematik hinzu. Die Gemälde wurden nach ihrer Abnahme 1918 mehrheitlich wohlwollend aufgenommen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Altherr im Jahr der Auftragsvergabe zum Professor der Stuttgarter Akademie der bildenden Künste berufen wurde und bereits ein etablierter Künstler war, ganz im Gegensatz zu anderen von Moser berücksichtigten Künstlern (wie Bodmer, Kündig etc.). Über seinen Bruder Alfred Altherr – Direktor des Kunstgewerbemuseums Zürich und Initiant des Schweizerischen Werkbunds – hatte Heinrich Altherr gute Zürcher Kontakte; und mit Karl Moser stand er seit 1906 in direktem Austausch.

Die bemalten Glasscheiben mit den Wappen der Zürcher Zünfte waren das Geschenk der Zürcher Zünfte zur Einweihung der Neuen Universität. Die dreiteilige Wappenscheibe, vom Zürcher Glasmaler F. Berbig nach Entwürfen von Kunstmaler C. Roesch in Diessenhofen angefertigt, war ursprünglich im Rektoratszimmer angbracht und wurde – vermutlich weil sie zu wenig lichtdurchlässig war – bei einer Renovation um 1970 ins Senatszimmer verlegt.

So gelangen Sie zur nächsten Station

Die nächste Station (12) mit Wandbildern des Künstlers Paul Bodmer befindet sich nur wenige Schritte weiter in demselben Gangabschnitt.