Lichthof

Durchblick vom Haupttreppenhaus zum Lichthof. (Bild: UZH)

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Der Kern des Hauptgebäudes

Von der Wandelhalle beim Universitätseingang an der Rämistrasse gelangt man über die Haupttreppe auf das Zwischenpodest, wo der zweite Treppenarm sich in einer zweiläufigen Krümmung wendet. Hier hat man durch die Rundbogenöffnungen einen guten Blick in den Lichthof und damit in das grossartige Kernstück des Hauptgebäudes: Die fünfgeschossige, von einem Glasdach überwölbte Halle.

Die Einweihung der Neuen Universität

Im Lichthof fand am Samstag, 18. April 1914, die Einweihungsfeier statt. Unter Kirchengeläut sämtlicher Glocken zogen um 9 Uhr die Delegationen von Bundesrat, Kantonalbehörden und Universitäten vom Kunsthaus in den feierlich geschmückten Lichthof der Neuen Universität. Dort spielte das Tonhalle-Orchester Carl Maria von Webers Jubelouvertüre, und Regierungsräte, der Rektor und Vertreter von namhaften in- und ausländischen Universitäten (darunter München, Paris, Oxford und Cambridge) hielten Ansprachen.

Auch die eigens für den Anlass geschaffene Festkantate wurde uraufgeführt, für die Friedrich Hegar (Komposition) und Adolf Frey (Text) verantwortlich zeichneten. Den Pflanzenschmuck, der für den Anlass die Wände säumte, hielten Architekten für überflüssig, löse der Lichthof doch «durch seine grosszügige und schlichte Architektur an sich» eine feierliche Stimmung aus. Diese Stimmung prägte den Lichthof auch nach den Feierlichkeiten, als dort die Gipsabguss-Sammlung der Universität eingerichtet worden war.

Vergleich mit Klosterhöfen

Im Lichthof erkannte man «eine der eindrucksvollsten und eigenartigsten Raumschöpfungen der modernen Baukunst.» Doch worin besteht diese Modernität? Interessanterweise fühlte sich der damalige Kommentator nicht – wie es das Glasdach hätte evozieren können – an ein Bauwerk moderner Technik erinnert, etwa an eine Bahnhofshalle (man denke an den Zürcher Hauptbahnhof), sondern an einen mittelalterlichen Klosterhof.

Die Assoziation dürfte gewollt gewesen sein, besitzt doch das Zürcher Grossmünster Hofbauten, die das Carolinum bargen, die mittelalterlich-reformatorische Keimzelle der Zürcher Universität. Der Vergleich zeigt jedoch auch Unterschiede: Mehrgeschossige Klosterhöfe umläuft ebenerdig ein Kreuzgang. Der Lichthof dagegen besitzt keine Arkaden im untersten Geschoss, nur vereinzelt Bogenöffnungen auf der Seite gegenüber dem Treppenhaus. Der «Klosterhof» der Universität begänne so erst im Stockwerk darüber.

Geschossaufbau

Diese Stockwerkeigenheiten laden zu Überlegungen hinsichtlich des Geschossaufbaus des Lichthofs ein. Bis 1972 diente er der Archäologischen Sammlung als Ausstellungsraum für die Gipsabgüsse. Im Untergeschoss angelegt, bildete damit die Antike gewissermassen den Sockel des Kollegiengebäudes. Das «klösterliche» Mittelalter folgte mit den drei nächsten Geschossen. Dann setzte mit dem Glasdach die Neuzeit an. Tatsächlich findet diese Geschossdeutung Entsprechungen in der ursprünglichen Instituts- und Seminarverteilung. Im Untergeschoss war stadtseitig die Archäologie (und bergseitig der Kohlenkeller) untergebracht, im Erdgeschoss und den folgenden Obergeschossen Verwaltungszimmer, Hörsäle und Seminare, wobei sich im dritten Obergeschoss das Mathematische und im Turmgeviert das Philosophische Seminar befanden. Vom Erdgebundenen der Archäologie erfolgte der Aufstieg zum Vergeistigten von Mathematik und Philosophie. Wahrlich eine sehr christlich-platonische Anordnung.

Durchblicke

Die Durchblicke des Lichthofs bieten, wie bei der Eröffnung des Universitätsneubaus schon festgehalten wurde, «den Vorteil, dass man sich in dem grossen Gebäude merkwürdig leicht zurecht findet». Von überall liessen sich «alle Galerien mit einem Blick überschauen», die Ausbuchtung der Haupttreppe verweise auf die Lage von Auditorium Maximum und Aula.

So gelangen Sie zur nächsten Station

Die nächste Station (4) befindet sich am Eingang zur Aula. Sie gelangen dorthin, indem Sie zwei Etagen bis ins Stockwerk G emporsteigen.